pH-Berechnungen |
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Herleitung |
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Vertiefung II
pH - Berechnungen - Herleitung der Näherungsformeln
1. Starke Säuren / Basen
Starke
Säuren und Basen dissoziieren praktisch vollständig: HA
H+ + A- (100%) bzw. BOH
B+ + OH- (100%). Die Stoffmengenkonzentration von H+
ist damit gleich der Stoffmengenkonzentration der Säure; die Stoffmengenkonzentration
von OH- ist gleich der Stoffmengenkonzentration der Base.
Aus der Theorie ist bekannt, dass exakt nicht die Stoffmengenkonzentration
sondern die "Aktivität" verwendet werden sollte.
Es gilt a =
f * c, f = "Aktivitätskoeffizient. Für abschätzende Näherungsrechnungen
wird f = 1 benutzt; die Aktivität ist dann gleich der Stoffmengenkonzentration.
Als Richtwert gilt, dass für Konzentrationen kleiner als ca. 0,1 mol/l
die Näherungsberechnung hinreichend genau ist.
Aus der Theorie der chemischen Gleichgewichte ist bekannt, dass in Wasser
das Produkt der Konzentrationen der H+- und der OH--Ionen
einen festen Wert besitzt. (Exakt müssten auch hier wieder die Aktivitäten
benutzt werden.)
Dieses "Ionenprodukt des Wassers" KW =
c(H+) * c(OH-) hat den Zahlenwert von ca. 10-14.
(Der genaue Wert ist temperaturabhängig.)
In Analogie zur Definition des
pH-Werts, pH = - log( c(H+) ), wurde logarithmisch der pK-Wert definiert:
pKW = - log( KW ) = 14; ebenso wurde definiert: pOH =
- log( c(OH-) ). Für Basen gilt c(H+) = KW
/ c(OH-); logarithmiert pH = pKW - pOH = 14 - pOH.
2. Schwache Säuren
Schwache
Säuren dissoziieren nicht vollständig: HA
H+ + A- ( <100%). In einer wässrigen Lösung
einer schwachen Säure HA kommen daher alle 3 Teilchensorten vor - HA,
H+ und A-. Auch dafür ist aus der Theorie der chemischen
Gleichgewichte ein wichtiges Ergebnis bekannt: Die Konzentrationen der drei
Teilchensorten hängen über eine "Gleichgewichtskonstante"
K zusammen! Für Säuren benutzt man häufig auch die Namen "Dissoziationskonstante"
oder "Säurekonstante" und verwendet das Symbol KS
bzw. die logarithmierte Größe pKS = - log( KS
). Die Theorie gibt auch an, wie dieser Zusammenhang aussieht: "Konzentrationen
der Produkte" / "Konzentrationen der Edukte". (Ganz genau müssten
auch dabei wieder die "Aktivitäten" verwendet werden.)
Für HA
H+ + A- gilt: KS = c(H+) * c(A-)
/ c(HA).
Wenn eine Säure HA dissoziiert (d.h. in die anderen Teilchen
H+ und A- zerfällt), zeigt die Reaktionsgleichung,
dass gleich viele H+ und A- entstehen. Damit ist c(H+)
= c(A-). Es gilt dann auch KS = c(H+)2
/ c(HA). ("GLEICHUNG A")
c(HA)
ist die Konzentration der nach (!) dem Zerfall in der Lösung vorhandenen
nicht dissoziierten HA-Teilchen. Wenn cS die Konzentration der Säure
vor (!) der Dissoziation ist, gilt c(HA) =cS - c(H+).
(Für jedes gebildete H+ und A- ist ein HA weniger
vorhanden.)
Daraus folgt: KS = c(H+)2 / [ cS
- c(H+) ].
Aufgelöst ist dies eine quadratische Gleichung
für c(H+): c(H+)2 + KS*c(H+)
- KS*cS = 0.
Man kann
die Sache noch weiter komplizieren: Auch Wasser dissoziiert! Damit enthält
eine Lösung einer Säure HA neben H2O-Molekülen die
Teilchen HA, H+, A- und OH-. H+
und OH- sind über KW miteinander verknüpft.
Auch dies ist über die Theorie der chemischen Gleichgewichte berechenbar.
Es entsteht dann die noch kompliziertere Formel: c(H+) - KW
/ c(H+) - KS*cS / [ KS + c(H+)
] = 0.
(Aufgelöst eine Gleichung dritten Grades für c(H+)!)
("GLEICHUNG B")
Anstelle sich mit diesen Formeln herumzuschlagen, führt man eine
Näherung ein: Schwache Säuren dissoziieren gering (Richtwert = einige
%). Damit ist die Konzentration der in der Lösung vorhandenen undissoziierten
Teilchen HA praktisch gleich der Konzentration der gesamten Säure cS.
"Gleichung A" wird damit einfacher: KS = c(H+)2
/ cS; aufgelöst c(H+)2 = KS
* cS bzw. c(H+) = [ KS * cS ]1/2.
Dies ist die vorher angegebene Formel. Logarithmiert entsteht daraus die angegebene
"alternative Formel".
3. Schwache Basen
Für
schwache Basen gelten genau dieselben Überlegungen!
Für die Dissoziation BOH
B+ + OH- wird eine Basenkonstante KB = c(B+)
* c(OH-) / c(BOH) eingeführt. Die weiteren Ableitungen sind
analog, wenn c(H+) durch c(OH-), cS durch
cB und KS durch KB ersetzt werden!
Es folgt
die angegebene Näherungsformel c(OH-) = [ KB * cB
]1/2 und deren logarithmierte "alternative Formel".
Der
pH-Wert wird mit pH = 14 - pOH errechnet.
Der Vorteil dieses Wegs über OH- ist, dass gleichartige
Ableitungen und Formeln wie für die Säure benutzt werden. Ein Weg
über die zu einer Base "konjugierte Säure" ist prinzipiell
auch möglich, bietet aber keine Vorteile. (Unterrichtserfahrung: meistens
werden dann falsche Formeln hergeleitet!)
4. Gültigkeit der Näherungsformeln
für schwache Säuren/Basen
Die Näherungsformel
ist dann gut benutzbar, wenn für die Zahlenwerte gilt: cS >
100 * KS (bzw. cB > 100 KB).
Als Beispiel
einige Ergebnisse für Essigsäure (pKS = 4,75; KS
= 1,778*10-5).
Konzentration cS (in mol/l) |
Näherungsformel |
Gleichung A |
Gleichung B |
10-1 |
2,875 |
2,878 |
2,878 |
10-3 |
3,875 |
3,904 |
3,904 |
10-5 |
4,875 |
5,147 |
5,146 |
10-7 |
5,875 |
7,002 |
6,793 |
10-9 |
6,875 |
9,000 |
6,998 |
Bei 10-3 mol/l ist die Näherungsformel noch gut brauchbar (0,7 % Abweichung); im Bereich von KS ist die Abweichung deutlich (5,3 %); die scheinbar "bessere" Formel, die quadratische Gleichung A, liefert völlig falsche Resultate bei cS < KS / 100.
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Am besten benutzt man für cS > 100 * KS die Näherungsformel und sonst die exakte Formel Gleichung B! |