Thermodynamik

I.  Einführung

II.  Zustandgrößen

III.  Bildungsenthalpie

IV.  Freie Enthalpie

V. Glucose

Perpetuum mobile

Die Thermodynamik beschreibt als Theorie die makroskopische Welt, unsere Erfahrungen. Eine Erfahrung ist ganz einfach, "aus Nichts kommt Nichts". Dieses wollen wir etwas vertiefen. Dabei lernen wir eine typische Denkweise dieser Theorie kennen. Die Argumente sind abstrakt, aber stets wird Bezug genommen auf die von uns Menschen durch die Sinne erfahrbare Natur.

Wir betrachten ein System mit 2 Zuständen A und B. Wir nehmen an, dass man von A nach B auf einem Weg kommt, der reversibel (umkehrbar) ist. Von B nach A kann man dann auf demselben Weg zurückkommen. Es soll aber auch ein zweiter Weg von B nach A existieren. Die Zustände A und B haben verschiedene Energie, wir verwenden dafür die Zustandsfunktion H.

Wir gehen zuerst von A nach B und dann von B nach A auf demselben Weg zurück.
Wenn für den 1. Weg Energie aufwenden müssen, gewinnen wir genau dieselbe Energie beim 2. Weg wieder zurück. Das ist plausibel - weil wir von der "Energieerhaltung" gehört haben. Alle experimentellen Untersuchungen haben das bestätigt.
{Mit geeigneten Geräten könnten wir messen: Die Energie, die benötigt wird, um 1 Liter Wasser von 20 °C auf 80 °C zu erwärmen, bekommen wir zurück, wenn sich das Wasser wieder auf 20 °C abkühlt. Wir müssen nur durch eine "Thermoskanne" dafür sorgen, dass keine Wärme verloren geht. In der Fachsprache: ein "abgeschlossenes" System.}
 

Wir gehen von A nach B, für den Rückweg nehmen wir den 2. Weg.
Dieser 2. Weg soll weniger Energie als der 1. Weg benötigen.
Was ist dann die Folge: Für den Weg von A nach B wurde dem System eine bestimmte Energie ΔH(1) zugeführt, für den Rückweg entnehmen wir dem System eine geringere Energie ΔH(2) < ΔH(1). Das System ist wieder im Ausgangszustand, hat aber größere Energie!

Der letzte Fall ist sehr interessant: Wir bewegen uns vorwärts und wieder zurück und gewinnen bei jeder Wanderung Energie - aus nichts (!!!). Dies können wir beliebig oft wiederholen und wir haben ein "Perpetuum mobile" (lateinisch "sich ewig bewegend"). Die menschliche Erfahrung ist: Alle Versuche, eine solche Maschine zu konstruieren, sind gescheitert! Wir können zwar Energien umwandeln, aber nie aus nichts neu erzeugen.

Weil ein "Perpetuum Mobile" unmöglich ist, muss auf jedem Weg zwischen zwei Zuständen die gleiche Differenz ΔH gelten. ΔH hängt damit nicht vom Weg, sondern nur vom Ausgangs- und Endzustand ab. Es gilt eindeutig: ΔH = H(Endzustand) - H(Anfangszustand)
Eine alternative Formulierung ist: Es gibt nach der Erfahrung Größen, deren Differenzen nur von den Zuständen und nicht vom Weg zwischen den Zuständen abhängen. Solche Größen nennen wir eine Zustandsfunktion.

{Aus der Verbrennung oder aus Wasserkraft entsteht Strom; mit Strom können wir heizen oder Licht erzeugen. Ein Kraftwerk, das auf der grünen Wiese steht und uns Strom liefert, ohne dass dort irgendetwas verbraucht wird, wäre schön wurde aber noch nicht erfunden. Die Thermodynamik sagt, dass es auch nie erfunden wird! Man nennt diesen Erfahrungssatz auch den "1. Hauptsatz der Thermodynamik". Offenkundig ist er nur eine andere Formulierung des bekannten Naturgesetzes der "Energieerhaltung".}

Warnungen:

1.

Bei der Anwendung auf reale Experimente muss beachtet werden, dass die Systeme meistens nicht abgeschlossen sind.
Bei einer Erwärmung geht in der Regel ein Teil der Wärme auch in die Umgebung.
{Vergleich: bei mechanischen Vorgängen haben wir die Reibung. Im Vakuum würden eine Feder und eine Bleikugel gleich schnell zu Boden fallen.
In Luft ... probieren sie es selbst aus!}

2.

Wenden Sie die Lehren der Thermodynamik nicht auf alles im Alltag an!
{Wenn Sie von hier [A] nach Berlin [B] fliegen, aber für den Rückflug einen Umweg über Hawaii wählen, werden Sie erkennen, dass "trotz Thermodynamik" der Rückflug teurer wird.}

3.

Es wird wohl niemand erstaunen, dass die "Thermodynamik" als Theorie aus mehr als Formulierungen in Worten besteht, sondern (teilweise nicht mehr ganz einfache) mathematische Formulierungen enthält.
Erfreulich ist, dass sich auch ohne viel Mathematik einige wesentliche Ideen verstehen lassen!

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