Thermodynamik

I.  Einführung

II.  Zustandgrößen

III.  Bildungsenthalpie

IV.  Freie Enthalpie

V. Glucose

Beispiele

Temperaturabh.

3. Bildungsenthalpie

Für Anwendungen der Thermodynamik auf chemische Reaktionen wird der Energieinhalt von Stoffen durch die Bildungsenthalpie definiert.  Der Bezugspunkt sind die Elemente. Sie erhalten den Enthalpiewert 0. Verbindungen sind Reaktionsprodukte aus den Elementen.

Die Bildungsenthalpie einer Verbindung ist gleich der Enthalpieänderung für eine (gedachte) Reaktion "Bildung einer Verbindung aus den Elementen".
(Damit hat auch jedes Element die Bildungsenthalpie 0. "Aus einem Element entsteht ein Element" ist keine Reaktion, die etwas an den Energien ändert.)
 

Diese Definition ist ein weiteres sehr wichtiges Konzept der Theorie!
Frage: Welche Energie steckt in einem Stoff?
Als Menschen des 21. Jahrhunderts sehen wir das Dilemma: Das hängt vom Standpunkt ab! Derzeit können wir die Energie in Stoffen bis auf geringe Ausnahmen nur durch chemische Reaktionen gewinnen. Vielleicht gelingt es uns einmal, durch Kernfusion wesentlich mehr Energie aus einem Stoff zu gewinnen. Vielleicht entdecken wir eine neue derzeit noch unbekannte Energieform. Die gewählte Definition passt genau zu unserem derzeitigen Wissen über die Chemie: Elemente sind die Grundstoffe und Verbindungen sind aus diesen aufgebaut. Ändert sich unser Wissen, muss nur der Bezugspunkt neu definiert werden, aber alles andere an der Theorie bleibt ungeändert gültig!

Beispiel: Bei der Verbrennung von Kohlenstoff zu Kohlendioxid wird eine Enthalpieänderung ΔH = - 394 kJ / mol gemessen. CO2 wird so aus den Elementen erzeugt, die Verbrennung ist genau die Bildungsreaktion von CO2. Die Bildungsenthalpie von CO2 ist daher: ΔHB(CO2) = - 394 kJ / mol.

Verständnis-Übung:
Formulieren Sie eine Antwort!
Warum ist die Bildungenthalpie
ΔHB(Fe) = 0?
{Nur mit der Maus über "Antwort" fahren!
 Klicken ist nicht nötig!}

In Tabellen findet man die experimentell ermittelten Werte ΔHB chemischer Verbindungen. Mit diesen Tabellenwerten lässt sich die Reaktionsenthalpie beliebiger Reaktion ΔHR einfach berechnen: Enthalpieänderung bei einer Reaktion = Summe der Bildungsenthalpien der Produkte - Summe der Bildungsenthalpien der Edukte; dabei müssen die stöchiometrischen Koeffizienten der Reaktionsgleichung berücksichtigt werden.

ΔHR (Reaktion) = Σ{ΔHB (Produkte) } - Σ { ΔHB (Edukte) }

Beispiel: Verbrennung von Methan zu CO2; Reaktionsgleichung CH4 + 2 O2 CO2 + 2 H2O
Bekannte Tabellenwerte - Bildungsenthalpien in kJ / mol:
ΔHB(CH4) = -75 ; ΔHB(CO2) = -394 ; ΔHB(H2O, flüss.) = - 286
ΔHB(O2) = 0 (weil O2 ein Element ist!)
ΔHR = {ΔHB(CO2) + 2 * ΔHB(H2O) }-  {ΔHB(CH4) + 2 * ΔHB(O2) }
= { (-394) + 2 * (-286) } - { (-75) + 0 } = -891 kJ / mol.
CH4 kann daher in einer exothermen Reaktion zu CO2 verbrennen.
Wir haben auch berechnet, wieviel Wärme bei der Verbrennung von 1 mol CH4 frei wird.
(891 kJ bei der Verbrennung von 1 mol)

Für die Bearbeitung des nächsten - wichtigsten (!) - Kapitels sind keine zusätzlichen Übungen nötig!
Hauptanliegen ist die Klärung der Frage, wie entschieden werden kann, ob eine Reaktion ablaufen kann; dies ist Inhalt des nächsten Kapitels.

Wenn Sie trotzdem wollen:  Weitere Beispiele dazu


Zusatzinformation (ein wenig schwieriger!)
Lassen sich die Werte auch auf andere Bedingungen umrechnen?
Bei einer Verbrennung haben wir sicher mehr als 25 °C!


 WEITER:   Entropie und Freie Enthalpie