Kovalente Bindung

I.  Überlappung

Hybridisierung

III.  Bindungsarten
...

IV.  Übungen
...

H.  am C-Atom

HYBRIDISIERUNG

Die Anwendung des Konzepts, dass eine Bindung durch eine Überlappung von Atomorbitalen entsteht, führt zu Widersprüchen: Die experimentell bekannten Geometrien von Molekülen und auch deren Bindungsverhältnisse lassen sich nicht beschreiben!
Die drei p-Orbitale haben Winkel von 90° zueinander, also können auch verschiedene Partner nur unter diesem Winkel gebunden werden. In der Natur treten aber z.B. beim C-Atom Bindungswinkel von 120° (Ebene) und 109,5° (räumlich, Tetraeder) auf!
Die C = C Doppelbindung ist mit Atomorbitalen nicht zu verstehen!
Linus Pauling hat entdeckt, dass dieses Problem durch geeignete Kombinationen von Atomorbitalen lösbar ist.

Wir betrachten die Kombination zwischen s- und p-Orbitalen.
(Damit lassen sich die Verbindungen der organischen Chemie beschreiben; d-Orbitale werden in komplizierteren Strukturen der Anorganischen Chemie benötigt.)

Ein s- und ein p-Orbital:
Die Kombination liefert zwei neue Hybridorbitale. Auch für diese gilt das Pauli-Prinzip: ein Hybridorbital kann mit maximal 2 Elektronen besetzt werden. Die Orbitale werden "nach der Entstehungsgeschichte" als sp-Orbitale bezeichnet. (Dies war sinnvoller, als weitere neue Buchstaben einzuführen!)

+

s-Orbital

 

p-Orbital

 

2 sp-Orbitale

Ein s- und zwei p-Orbitale:
Die Kombination liefert drei neue Hybridorbitale, die wieder "nach der Entstehungsgeschichte" sp2-Orbitale bezeichnet werden. Interessant ist, dass zwischen den drei Hybridorbitalen ein Winkel von 120° vorliegt. Offenkundig lassen sich jetzt Verbindungen mit einem Bindungswinkel zu den Nachbarn von 120° auch beschreiben! Die drei Orbitale liegen in einer Ebene.

+

+

s-Orbital

 

p-Orbital (px)

 

p-Orbital (py)

 

3 sp2-Orbitale

Oft zeichnet man zur Vereinfachung
nur den größeren Teil des Hybridorbitals

Ein s- und drei p-Orbitale:
Die Kombination liefert vier neue Hybridorbitale, die als sp3-Orbitale bezeichnet werden. Die Orbitale sind räumlich in Richtung der Tetraederecken angeordnet, und zwischen den Orbitalen liegt ein Winkel von 109,5° vor. (Tetraeder = räumliche Figur, aufgebaut aus 4 gleichseitigen Dreiecken)

Um die Mitte des Tetraeders sind 4 Eckpunkte symmetrisch angeordnet.
Die Winkel zwischen den Verbindungslinien
Mitte zum Eckpunkt sind jeweils 109,5°
("Tetraederwinkel")

Meist zeichnet man dafür eine ebene
Projektion.
In dieser sind dann die Winkel
zwischen den Verbindungslinien 90°.

+

+

+

s-Orbital

 

p-Orbital (px)

 

p-Orbital (py)

 

p-Orbital (pz)

 

4 sp3-Orbitale

Auch hier zeichnet man oft zur Vereinfachung nur den größeren Teil des Hybridorbitals.

Anmerkungen zum Verständnis:
1. Die "Schorle"-Erklärung:
Wieviele Hybridorbitale entstehen? Wenn wir 1 Glas Apfelsaft mit 2 Gläsern Mineralwasser mischen, entstehen ... ? Natürlich haben wir hinterher 3 Gläser des Mischgetränks "Schorle" - ein "Hybridgetränk" aus Apfelsaft und Mineralwasser. (Pfälzer dürfen anstelle von Apfelsaft auch Wein verwenden!) Das Beispiel zeigt auch noch: Es ist etwas neues entstanden, in der "Entstehungsgeschichte" sind die beiden alten Arten enthalten. Wie Apfelsaft und Mineralwasser ist Schorle ein Getränk - also wie das s- und das p-Atomorbital sind die beiden sp-Orbitale Atomorbitale.

 

 

1 Glas A und 2 Gläser M

3 Gläser SM-Hybrid

Diese Erklärung beschreibt einen Sachverhalt gut:
Die Mischung (das Hybridorbital) ist etwas neues, hängt aber mit den Ausgangs-Atomorbitalen zusammen. Ein s-Atomorbital hat zu 100% s-Charakter, ein p-Atomorbital zu 100% p-Charakter, ein sp3-Hybridorbital hat zu 25% s- und zu 75% p-Charakter. Das Hybridorbital ist eine mathematische Mischung aus den Atomorbitalen.

2. Elektronen-Bilanz:
Wenn wird drei Atomorbitale mischen, die insgesamt 6 Elektronen aufnehmen können, dann ...? Nach der Kombination muss auch Platz für genau 6 Elektronen sein; weil 1 Orbital 2 Elektronen aufnehmen kann, sind 3 Hybridorbitale nötig!

 

 

3 Atomorbitale

3 Hybridorbitale

 

Beide haben Platz für 6 Elektronen

3. Etwas "mathematischer":
Wir bilden aus einem s- und einem p-Orbital zwei Kombinationen: s + p und s - p.
Die Skizze zeigt, dass (vereinfacht gezeichnet!) zwei sp-Orbitale entstehen; bei gleichem Vorzeichen addiert sich der Funktionswert, bei verschiedenem Vorzeichen kürzen sich die Funktionswerte teilweise. (Die genauere Form der Orbitale folgt aus der "richtigen" theoretischen Rechnung.)

 

Die beiden Atomorbitale s und p wurden "linear kombiniert", um zwei neue Hybridorbitale zu erzeugen.

Analog geht man für den Fall sp2 und sp3 vor, die Theorie ergibt dann, welche lineare Kombination zu wählen ist.
Für sp3 sind die 4 Kombinationen, die die gewünschte Geometrie - in Richtung Tetraderecken - liefern:

 

s

+

 px

+

py

+

pz

 

s

+

 px

-

py

-

pz

 

s

-

 px

+

py

-

pz

 

s

-

 px

-

py

+

pz

Wir sehen, dass auch hier die Atomorbitale mit geeigneten Vorzeichen in linearen Gleichungen neu "zusammen kombiniert" wurden. Hybridisierung bedeutet also ein "mathematisches Mischen".

4. Zum Tetraeder und zum Tetraederwinkel:

Bei Interesse finden hier Sie eine Skizze zur Tetraedergeometrie
und eine rechnerische Herleitung des Tetraederwinkels.

5. Gibt es auch andere Hybridisierungen?

Für s- und p-Orbitale: nein
Mit d-Orbitalen sind auch weitere Geometrien möglich!

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